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Wolfram Metz zu »Wie korrekt ist „Sinti und Roma“?«
Dieser Kommentar wurde am 06.04.2025 um 03.20 Uhr verfaßt.
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Sinti*zze und Rom*nja ist die kollektive Selbstbezeichnung einer wenige Hunderttausend Mitglieder umfassenden und stark ausdifferenzierten Minderheit in Deutschland. Sie ist seit dem Ende des 14. Jahrhunderts in Europa beheimatet und neben Dän*innen, Sorb*innen und Fries*innen in Deutschland als nationale Minderheit anerkannt.
So beginnt ein Artikel auf weiterdenken.de der Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen. In Wahrheit dürfte sich nur eine winzige Minderheit der Minderheit »Sinti*zze und Rom*nja« nennen. Von einer kollektiven Selbstbezeichnung kann also keine Rede sein. Die Autoren verwechseln die angeblichen Selbstbezeichnungswünsche der Betroffenen mit ihren eigenen, aus der Genderideologie abgeleiteten Bezeichnungsphantasien. Doch auch die ungegenderte Form »Sinti und Roma« ist umstritten. Daß es die vom Zentralrat Deutscher Sinti und Roma bevorzugte Bezeichnung ist, macht es noch nicht zu einer kollektiven Selbstbezeichnung.
Wenn man den Artikel zu Ende liest, könnte man zu dem Schluß kommen, daß man diese Gruppe am besten ganz ignoriert, um nur keinen Fehler zu machen. Aber wem wäre damit gedient? Wer wirklich helfen will, Vorurteile abzubauen – die es ja durchaus gibt –, sollte die Leute ermutigen, miteinander zu reden und zu feiern, statt uns akribisch auseinanderzusetzen, wer sich von welcher Bezeichnung warum wie beleidigt fühlen könnte. Im persönlichen Gespräch merkt man doch sehr schnell, mit wem man es zu tun hat. Ein Zigeunerhasser, der brav »Sinti und Roma« sagt, wird dennoch nach wenigen Minuten als solcher auffliegen. Und jemand, der das ach so böse Z-Wort völlig arglos benutzt, wird von wohlmeinenden Gesprächspartnern sicher nicht verdammt werden. Kann man das denn nicht den Leuten selbst überlassen? Warum meinen einige, erwachsene Menschen, die allesamt viel Lebenserfahrung gesammelt haben, ständig erziehen bzw. beschützen zu müssen? Die wirklich Unverbesserlichen erreichen sie damit sowieso nicht, im Gegenteil, die werden dadurch eher noch radikaler. Und all die anderen können auf solche ungebetene Nachhilfe gut verzichten und sind davon zunehmend genervt. Weder ist jemand, der nicht »Sinti und Roma« sagt (»Sinti*zze und Rom*nja« sagt sowieso niemand), ein Rassist, noch sind diejenigen, die sich von dem Z-Wort gestört fühlen, so hilflos, wie ihre selbsternannten Beschützer uns glauben machen wollen.
Sprachregelungen leisten nach meiner festen Überzeugung nicht nur keinen Beitrag zur Überwindung von Ängsten und Vorurteilen, sondern sie verstärken sogar noch die Hemmungen, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, die irgendwie anders sind als man selbst. Diese Hemmungen sind sowieso da, ob man will oder nicht, das ist einfach Teil der Lebenserfahrung, es hat keinen Sinn, sie zu leugnen. Aber wer sie überwinden will, geht auf den anderen zu und redet mit ihm! Dabei können beide Seiten viel lernen – jedenfalls mehr als aus der Lektüre wohlfeiler Elaborate über angeblich Sagbares und Unsagbares.
Und hier der gesamte Artikel (https://weiterdenken.de/de/sintizze-und-romnja):
Sinti*zze und Rom*nja
Sinti*zze und Rom*nja ist die kollektive Selbstbezeichnung einer wenige Hunderttausend Mitglieder umfassenden und stark ausdifferenzierten Minderheit in Deutschland. Sie ist seit dem Ende des 14. Jahrhunderts in Europa beheimatet und neben Dän*innen, Sorb*innen und Fries*innen in Deutschland als nationale Minderheit anerkannt. „Sinti“ ist als Selbstbezeichnung der deutschsprachigen Minderheit erstmals Ende des 18. Jahrhunderts belegt (Einzahl, männlich: Sinto; Einzahl, weiblich: Sintez(z)a oder Sintiz(z)a; Mehrzahl, weiblich: Sintez(z)e oder Sinti(z)ze). Seit dem ersten Internationalen Romani Kongress ist „Roma“ (Einzahl, männlich: Rom; Einzahl, weiblich: Romni; Mehrzahl, weiblich: Romnja) die offizielle Selbstbezeichnung. Sie umfasst zahlreiche Romani-Gruppen und wird daher – wie auch die Bezeichnung Sinti*zze und Rom*nja – auch von einigen abgelehnt, die stattdessen den eigenen Gruppennamen bevorzugen, wie z. B. Lowara, Lalleri oder Kalderasch. In Deutschland verweist sie außerdem auf Rom*nja südosteuropäischer Herkunft. Die stigmatisierende Fremdbezeichnung als „Zi.“ wird vom Zentralrat Deutscher Sinti und Roma als diskriminierend abgelehnt, auch wenn sie von einigen Rom*nja zur individuellen und kollektiven Eigenbezeichnung verwendet wird. Doch selbst die Verwendung der kollektiven Selbstbezeichnung kann stigmatisierenden Charakter annehmen. Sinti*zze und Roma*nja sind vielfacher Diskriminierung ausgesetzt, die mit unterschiedlichen Begriffen benannt wird.
Zitiert nach: Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit e.V. (IDA)
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Wolfram Metz zu »Wie korrekt ist „Sinti und Roma“?«
Dieser Kommentar wurde am 20.10.2024 um 01.30 Uhr verfaßt.
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Diesem Satz gehen folgende Ausführungen voraus:
Entweder wissen die Deutschen tatsächlich nicht, dass ihre Eltern und Großeltern zur "Regelung der Zigeunerfrage" Sinti und Roma in Auschwitz-Birkenau im "Zigeunerlager" zusammengetrieben, ihnen ein "Z" in die Arme (den Kindern wegen der größeren Fläche in die Beine) geritzt, sie in Gaskammern ermordeten und insgesamt 500.000 Menschen aus zutiefst rassistischen Gründen vernichtet haben – oder es ist ihnen egal. Jedenfalls möchten Sie (sic!) nicht darauf verzichten, Sauce und Schnitzel weiterhin mit der Beleidigung "Zigeuner" zu versehen.
Dann folgt dieser Satz:
Die Weinerlichkeit mit der ein erheblicher Teil unserer Bevölkerung auf die Kritik an solchen Geschmacklosigkeiten reagiert, lässt mich an der historischen Bildung und am Anstand meiner Landsleute zweifeln.
(https://www.stern.de/kultur/thomas-gottschalk-und-frage–was-man-tun-oder-sagen-darf-35155672.html)
Allen, die das Wort »Zigeunerschnitzel« benutzen, ist es also um eine Beleidigung zu tun? Ich kann mir nicht vorstellen, daß Herr Anpalagan das wirklich denkt. Er hält das Wort »Zigeuner«, wo immer es auftaucht, für beleidigend. Andere sind anderer Meinung, darunter viele Zigeuner, die sich selber stolz so nennen (und die ich deshalb hier auch nicht, sozusagen zu ihrem eigenen Schutz, umbenennen werde). Das alles ist zu respektieren, und es ist nicht immer leicht, den zum Teil weit auseinanderklaffenden Wünschen gerecht zu werden. Man sollte aber nicht so tun, als ob das Wort »Zigeuner« eine Erfindung der Nazis wäre (apropos historische Bildung). Hätten sie Menschen nicht in »Zigeunerlagern« zusammengetrieben und ermordet, sondern in »Sinti-und-Roma-Lagern«, dürften wir dann heute nicht mehr »Sinti und Roma« sagen? Und wenn wir es dennoch täten, wären wir entweder ahnungslos oder gleichgültig, in jedem Fall aber grimmig entschlossen, Menschen zu beleidigen? Die Sache ist offensichtlich komplizierter. Und deshalb sollte man sich auch bemühen, genauer hinzuschauen, bevor man sich äußert – zumal wenn man anderen vorhält, ebendies nicht zu tun.
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Theodor Ickler zu »Wie korrekt ist „Sinti und Roma“?«
Dieser Kommentar wurde am 19.10.2024 um 20.16 Uhr verfaßt.
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Zum Wort „Zigeuner“ sagt ein aus Sri Lanka stammender deutscher Journalist: „Nicht einmal diese Ungeheuerlichkeit ist in Deutschland verboten, sodass in jeder dritten Schankwirtschaft im Sauerland ein Schnitzel dieses Namens erworben werden kann.“
Erdrückend gutgemeint.
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Theodor Ickler zu »Rettet das Komma!«
Dieser Kommentar wurde am 27.09.2024 um 04.56 Uhr verfaßt.
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Die neue Weglaßbarkeit des Kommas zwischen Hauptsätzen, 1996 als große Erleichterung gefeiert, wird in Zeitungen usw. praktisch überhaupt nicht mehr genutzt, offensichtlich wegen ihrer schädlichen Folgen für die Lesbarkeit. Nur die Dudengrammatik von 2024 gibt sich Mühe, stets so reformiert wie möglich zu schreiben. Es gibt also viele Beispiele wie Es sind Aussagen und Aussagen werden im Allgemeinen durch Verbzweitsätze realisiert. Das sind IMMER Stolpersteine. Ich hatte schon erwähnt, daß die Koordination von Wörtern (oder Wortgruppen) und die Koordination von Sätzen völlig verschiedene Schritte sind, die in manchen Sprachen auch durch verschiedene Konjunktionen ausgedrückt werden.
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Wolfram Metz zu »Det is ebent so«
Dieser Kommentar wurde am 16.04.2024 um 12.24 Uhr verfaßt.
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»Ebent« ist mir auch aus meiner westfälischen Heimat vertraut, allerdings ist es dort nach meiner Beobachtung nicht allgemein üblich. Es gibt ja auch einen Sketch mit Diether Krebs, in dem er nicht berlinert, sondern eher wie Adolf Tegtmeier spricht (https://www.youtube.com/watch?v=QxvePXhC8oE).
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Theodor Ickler zu »Det is ebent so«
Dieser Kommentar wurde am 16.04.2024 um 05.59 Uhr verfaßt.
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Eine Leserbriefschreiberin regt sich wieder mal darüber auf, daß Außenministerin Baerbock an „eben“ den Zungenlöselaut t anhängt, und leitet aus dieser „Macke“ ab, sie sei auch als Politikerin nicht vertrauenswürdig.
Ich habe schon mit sehr vertrauenswürdigen Personen zusammengearbeitet, die diese regionale Form benutzten, wie auch mit Dialektsprechern aus verschiedenen Teilen Deutschlands. Mit derart beschränkten Leserbriefschreibern würde es mir schwerfallen. Sie sind stolz darauf, wenigstens "richtig" sprechen, wenn sie es schon nicht zum Außenminister bringen.
Zur Verteilung (keineswegs, wie man oft liest, auf Berlin beschränkt) vgl. https://www.atlas-alltagssprache.de/ebent/
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Theodor Ickler zu »Wie korrekt ist „Sinti und Roma“?«
Dieser Kommentar wurde am 22.03.2024 um 04.06 Uhr verfaßt.
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Der Sohn eines Walisers und einer Sambierin ist der erste schwarze Regierungschef Europas.(SZ 21.3.24)
He became the first black First Minister of Wales, as well as the first black leader of any European country. (Wikipedia)
Vaughan Gethings Frau Michelle ist weiß, ihr gemeinsamer Sohn Isaac natürlich schwarz – ein Tropfen Negerblut genügt. Die Medien schreiben es in aller Unschuld fort.
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Theodor Ickler zu »Wie korrekt ist „Sinti und Roma“?«
Dieser Kommentar wurde am 28.02.2024 um 09.25 Uhr verfaßt.
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Zu http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=196#8595
Die Zeitung glossiert aus gegebenem Anlaß die "Kesselflicker" und verweist auch auf die Tinker.
Früher überließ man die Metallarbeiten am Bau gern den Fahrenden, die auf diesem Gebiet Spezialisten waren, oft Zigeuner. Das hängt wohl mit alten Tabus um das Metall zusammen. Es gibt ja Berufe, die jemand ausüben muß, die ihn aber nicht zu einem Ehrenmann machen: Henker, Abdecker usw. Kesselflicker (= Katzelmacher) ist natürlich eine nochmals untergeordnete Form des Metallarbeiters.
Zu den erwähnten Berichten meiner Frau aus ihrer Kindheit auf einer irischen Farm muß ich nachtragen: Alljährlich zogen sowohl Tinker als auch Zigeuner (gypsies) durch die Gegend, beide nicht sehr geschätzt, aber doch mit Unterschieden: Wahrend die einen sich als Scherenschleifer und dgl. anboten, galten die anderen als Bettler und Diebe, die auch kleine Kinder raubten, weshalb die kleinen Mädchen ein paar Tage zu Hause eingesperrt wurden.
Größer war allerdings der Ärger über die Fuchsjagden, die quer über die Wiesen meines künftigen Schwiegervaters gingen und einige Schäden anrichteten.
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Theodor Ickler zu »„Ich habe gemacht ein feines Geschäft“«
Dieser Kommentar wurde am 24.02.2024 um 17.57 Uhr verfaßt.
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Aus dem Ramschkasten gefischt:
Alfred Webinger: Artbewußtes Sprachdenken. Zweite, vermehrte Auflage. NS-Gauverlag, Graz 1944.
Im Stabreim hört Webinger „die entschossene Einsatzbereitschaft in den Kampf ziehender Sippenverbände“ usw. In der Stammsilbenbetonung des Germanischen „siegte der Inhalt gegen die Form, das Gefühl gegen den Verstand“.
Verstand ist überhaupt schlecht, jüdisch, welsch. Die Juden wurden bei uns lange „verhätschelt“, aber jetzt wird ihre „Gaunersprache“ aus dem Deutschen ausgemerzt. Aber auch die Engländer, obwohl Germanen, denken bloß geschäftsmäßig.
Das Deutsche ist so reich an Gemüt, daß es nicht in andere Sprachen übersetzt werden kann
Webinger veröffentlichte nach 1945 noch viel Belehrendes und auch Heiteres. Die Juden waren ja dann mal weg.
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Theodor Ickler zu »„Gnadenlos für die Kinder …“«
Dieser Kommentar wurde am 27.11.2023 um 06.22 Uhr verfaßt.
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In München gibt es ein „schmerzhaft gutes“ Theaterstück zu sehen (SZ 27.11.23) – eine Variante von „gnadenlos gut“. Todschick, aber eigentlich nicht neu: „sehr“ hieß ja auch schon „schmerzhaft“.
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Theodor Ickler zu » „Fehlerquote an Schulen hat sich vervielfacht“«
Dieser Kommentar wurde am 23.08.2023 um 12.40 Uhr verfaßt.
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"Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, hat sich für einen Verzicht auf Englischunterricht an Grundschulen ausgesprochen."
Nämlich zugunsten von mehr Deutschunterricht. Meidinger und sein Vorgänger im Philologenverband, Zehetmairs Duzfreund Heinz Durner, sollten sich fragen, was sie selbst zur Erschwerung der deutschen Sprache und zur Verschlechterung des Deutschunterrichts beigetragen haben.
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zu »Um der Freiheit willen«
Dieser Kommentar wurde am 01.08.2023 um 10.11 Uhr verfaßt.
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"Personen außerhalb dieses Bereichs sind rechtlich nicht gehalten, die neuen Rechtschreibregeln zu beachten und die reformierte Schreibung zu verwenden. [...].“
Das "Beachten" war spätestens von dem Moment an nicht ernstgemeint, als die ersten Formulare in der "neuen Rechtschreibung" ausgegeben wurden: Wer sie auszufüllen und zu unterschreiben hatte, machte sich jeweils zwangsläufig die "Reform" zu eigen. Es gibt eben nicht nur Passivraucher, sondern auch Passivreformer und Passivgenderer wider Willen.
Apropos Gendern: Zu bezweifeln ist, "dass die Historie noch ohne weiteres die Lehrmeisterin des Lebens sein könne", denn die Historie bzw. Geschichte ist (noch) nicht die - movierte - biologisch weibliche "Lehrmeisterin" ...
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