27.11.2006


Theodor Ickler

Personalien II

Es war einmal ein „Beirat für deutsche Rechtschreibung“

Daran wollen die Kultusministerien nicht mehr erinnert werden, und sie verschweigen ihn ebenso wie die Zwischenstaatliche Kommission, die doch, wie Hoberg noch kurz vor dem Ende verkündete, für die Ewigkeit gegründet war.

Der Beirat war nach den Wünschen der Kommission zusammengesetzt, die er eigentlich ein wenig beaufsichtigen sollte, nachdem sie so unbrauchbare Arbeit geleistet hatte. Im Beirat führten, wie Mitglieder damals vertraulich mitteilten, die Wörterbuch- und Schulbuchverlage das große Wort. Es ging um Schadensbegrenzung und Marktberuhigung, schon damals. In der Kommission waren vier der sechs deutschen Mitglieder Dudenautoren.

Als es gar nicht mehr weiterging, wurde der Rat erfunden. Im Mai 2004 teilten Ratsmitglieder wiederum vertraulich mit, der Rechtschreibrat solle aus Mitgliedern der Kommission und des Beirates zusammengestellt werden; nur ein paar ohnehin stumme Gäste konnten wegfallen (Lektorenverband, DIN). Es war also erklärtermaßen ein Etikettenschwindel, ersonnen von Schavan, Wolff und Reiche. Vorsitzender sollte Wolfgang Frühwald werden, der aber abwinkte. So kam es zu jener Farce, daß ausgerechnet Zehetmair, ein Hauptverantwortlicher, mit dem Ratsvorsitz betraut wurde.

Frau Schavan sagt jetzt als Bundeswissenschaftsministerin manches Richtige, aber ein Wort der Entschuldigung ist ihr noch nicht über die Lippen gekommen. Immerhin war sie eine der schärfsten Durchsetzerinnen der milliardenteuren Rechtschreibreform.

Daß die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung in ihrem reformkritischen Eifer so gebremst wirkte, soll u. a. auf Hartmut von Hentig zurückgehen. Dieser pflegt beste Beziehungen zu verschiedenen Politikern, darunter auch Frau Schavan. Sie hielt denn auch die Laudatio, als er den Eugen-Kogon-Preis bekam. Mir ist auch aus der Rechtschreibkommission der DASD selbst angedeutet worden, daß Hentig die Reformkritik gedämpft hat. Sein sonderbares Büchlein, Eisenberg gewidmet, ist ja in dieser Hinsicht deutlich genug.

Man bekommt ja immer nur einen Zipfel des Beziehungsgeflechts zu fassen, das diese Reform erst möglich gemacht hat. Vielleicht werden eines Tages weitere Tatsachen bekannt.


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