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Theodor Icklers Sprachtagebuch

Die neuesten Kommentare


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Wolfram Metz zu »Trüber Morgen«
Dieser Kommentar wurde am 16.04.2025 um 22.58 Uhr verfaßt.

Trump hält die USA für autark, aber sie sind es nicht. Den Kampf gegen moderne Lieferketten kann er nicht gewinnen. Er verhebt sich an der Außerkraftsetzung globaler Zusammenhänge, die schon vor ihm vielen anderen nicht gepaßt haben. Manchmal muß man Skrupel überwinden, um in verfahrenen Situationen einen Durchbruch zu erzielen, aber Skrupellosigkeit als Programm kann nicht funktionieren. Vielleicht kurzfristig, vielleicht auch vorübergehend militärisch, aber nicht ökonomisch. James Carvilles »It’s the economy, stupid« diente vielen Beobachtern im vergangenen Herbst als Erklärung für Trumps Wahlsieg. Wenn der so weitermacht, werden sie sein Scheitern genauso erklären müssen.


Theodor Ickler zu »Kognitivismus«
Dieser Kommentar wurde am 16.04.2025 um 16.59 Uhr verfaßt.

Es ist immer wieder der gleiche Fehler: In die Kette der natürlichen Erscheinungen werden metaphysische Glieder (mentalistische Konstrukte) eingeschoben. Nobelpreisträger Crick schreibt: „Free will is located in or near the anterior cingulate sulcus.“ Was soll man dazu sagen?


Manfred Riemer zu »Sprache und Erinnerung«
Dieser Kommentar wurde am 16.04.2025 um 16.30 Uhr verfaßt.

Es gibt aber auch Lagerstätten von Bodenschätzen.
Legen Hamster ihren Wintervorrat absichtlich an? Bin nicht sicher.
Im Permafrost soll viel Kohlendioxid gespeichert sein, und im Eis des Südpols 70% des Süßwassers der Erde (Wikipedia). Alles auch unabsichtlich.

Ich denke, darauf kommt es nicht an, sondern auf das Faktum, daß etwas aufbewahrt wird, erhalten bleibt und sich daher auch später noch verwenden läßt.



Theodor Ickler zu »Kognitivismus«
Dieser Kommentar wurde am 16.04.2025 um 15.53 Uhr verfaßt.

Nach Savage-Rumbaugh brachte der aufrechte Gang es mit sich, daß der Säugling sich nicht mehr am Körper der Mutter festklammern konnte (wie beim knuckle-walking der Schimpansen und Gorillas), diese sich also mehr um das Kind kümmern mußte und daher zur Perspektiv-Übernahme geführt wurde, was wiederum die Entstehung der Sprache begünstigte. (Corballis/Lea 44)
Aber die Perspektiv-Übernahme ist kein biologischer Vorgang, sondern eine mentalistische Metapher. So etwas kann nicht Gegenstand der Selektion sein. Was änderte sich wirklich im Verhalten?


Theodor Ickler zu »Kopfrechnen«
Dieser Kommentar wurde am 16.04.2025 um 11.36 Uhr verfaßt.

Der Zeigefinger ist für die primäre Deixis im Raum nicht nötig. Irgendeine Ausrichtung des Körpers und besonders der Sinnesorgane muß es aber geben, damit "die da drüben", "hinter dir" usw. verständlich werden.


Theodor Ickler zu »Trüber Morgen«
Dieser Kommentar wurde am 16.04.2025 um 07.40 Uhr verfaßt.

Ein veganer „Likör ohne Ei“ soll auf Wunsch der Eierlikörhersteller umbenannt werden, weil wenn Ei erwähnt wird, dann muß das Wort „Ei“ sich auf etwas beziehen, was also existieren muß wegen des bilateralen Zeichenbegiffs, und da muß dann Ei drin sein, damit man sagen kann, es sei keins drin. So muß ja auch der Atheist an Gott glauben, um sagen zu können, er existiere nicht usw. (wie schon Alexius Meinong meinte und der fromme Robert Spaemann sicher auch meinen würde, wenn er noch lebte), aber vielleicht habe ich auch zuviel Likör ohne Ei getrunken, wo ja Alkohol drin ist, bis endlich Likör ohne Ei und ohne Alkohol auf den Markt kommt.


Theodor Ickler zu »Rhetorik«
Dieser Kommentar wurde am 16.04.2025 um 04.07 Uhr verfaßt.

Schon bevor Fritze Merz die Regierung gebildet hat, legen sich die Rechten das Besteck zurecht, das zur Verächtlichmachung taugt. "Rampel" zum Beispiel als Bezeichnung für die neue Koalition. Auch empfiehlt es sich, weiterhin von "Abgewählten" zu sprechen.


Theodor Ickler zu »Trüber Morgen«
Dieser Kommentar wurde am 16.04.2025 um 03.51 Uhr verfaßt.

Trump will nicht nur die amerikanische Wirtschaft, sondern auch die amerikanische Wissenschaft kleiner machen. Auch hier durch Erpressung mit dem Allzweckinstrument Geld. Wie alle Diktatoren will er außerdem Kunst und Kultur seinem banausischen Geschmack unterwerfen. Hoffnung beruht darauf, daß er zwar nicht belehrbar, aber leicht beeinflußbar ist („easy to play“, wie eine chinesische Dolmetscherin mal bemerkte, die ihn aus nächster Nähe erlebt hatte). An Selenskyj ärgert Trump besonders, daß er ihm nicht den Hintern küßt wie alle anderen. Zu diesen frechen Kerlen kommt nun noch der Präsident von Harvard. Der vertraut wohl darauf, daß die Episode Trump nicht von Dauer sein kann.


Theodor Ickler zu »Friede sei mit euch!«
Dieser Kommentar wurde am 16.04.2025 um 03.40 Uhr verfaßt.

In der Karwoche ist man zur Besinnlichkeit aufgefordert und geneigt. Alois Payer schrieb mal auf seiner Website:

Am 1. September 1910 hat Papst Pius X. mit dem Motu proprio "Sacrorum antistites" für alle Priester, Bischöfe und Theologieprofessoren den Antimodernisteneid vorgeschrieben. Bis 1967 mussten diesen alle Angehörigen der genannten Gruppen ablegen. Das bedeutet, dass fast alle heute (2004) lebenden Priester, Bischöfe, Kardinäle und Theologieprofessoren, die ca. 60 Jahre und älter sind, diesen Eid geschworen haben. Dieser Eid ist nicht nur ein Beleg für das reaktionäre Wesen des Katholizismus, sondern auch ein Beispiel für die Unwahrhaftigkeit und Neigung zum Meineid in vielen Christentümern. Ich (Alois Payer) konnte 1962 bis 1965 beobachten, mit welcher Leichtigkeit katholische Theologen bereit waren, diesen Eid zu leisten, auch wenn er ihren Überzeugungen voll widersprach. Diese Bereitschaft zum Meineid und zur Falschaussage ist allerdings kein Spezifikum des Katholizismus: man sehe nur auf den unbekümmert-leichtfertigen Umgang mit Glaubensbekenntnissen, Bekenntnisschriften, Amtseiden u. dgl. durch Funktionäre der verschiedensten Kirchen, vor allem auch lutherischen und reformierten. Jeden Sonntag sprechen unzählige Kirchenbesucher Glaubensbekenntnisse ("Ich glaube ..."), an deren Inhalt sie in keiner Form glauben. Ein großer Teil der protestantischen Geistlichkeit glaubt nicht an den Inhalt der Bekenntnisschriften, die sie aber ihrem Amtseid zugrundelegen. Die meisten Kirchen sind ein Ausbund an Unwahrhaftigkeit und Heuchelei, obwohl sie sich als Hüter der Moral ausgeben.

Das gilt 20 Jahre später immer noch und erst recht. Wenn man den Syllabus errorum liest, findet man in 80 Thesen alles, was heutige Menschen für richtig halten und was die katholische Kirche damals ausdrücklich verdammte und heute in subtilerer Formulierung immer noch verdammt – aber wer liest schon den KKK? Es ist den Leuten egal, was der Vatikan sagt, und das ist vielleicht keine schlechte Lösung. Für die Protestanten gilt m. m. das gleiche.
Dennett hat empirisch ermitteln lassen, wie es um den Glauben der Pfarrer steht. Viele glauben nicht an das, was sie predigen, bleiben aber ihrem Beruf treu, weil sie keinen anderen ausüben können.
Wie kann man Theologie studieren, die ja zum großen Teil aus Kirchengeschichte und heute auch auf katholischer Seite aus Text- und Überlieferungsgeschichte (historisch-kritische Methode) besteht – und trotzdem gläubig bleiben?


Theodor Ickler zu »Sprache und Erinnerung«
Dieser Kommentar wurde am 16.04.2025 um 03.18 Uhr verfaßt.

"Lagern, Aufheben, Bevorraten" sind absichtliche Handlungen. Davon kann bei Hasenspuren im Schnee, Jahresringen in Bäumen usw. ja wohl keine Rede sein.


Manfred Riemer zu »Sprache und Erinnerung«
Dieser Kommentar wurde am 15.04.2025 um 19.43 Uhr verfaßt.

Ich wollte das Beispiel eigentlich nicht metaphorisch verstanden wissen, sondern wörtlich. Die Etymologie von Speicher ist dafür sicher interessant, kann uns dabei aber auch nicht viel weiter helfen. Ich denke, speichern heißt heute nur soviel wie lagern, bevorraten, aufheben, auf die Art des Gespeicherten kommt es nicht an.
Warum muß das Gespeicherte also unbedingt eine Masse haben? Man kann Zahlen, Daten, Aussagen, Ideen, Beschreibungen, ganz allgemein Information ebenso lagern, aufheben, zum Gebrauch bereithalten wie Getreide, d.h. man kann das alles durchaus im wörtlichen Sinne speichern. Ich sehe keinen wesentlichen Unterschied.

Ich setze Spur und Speicher auch nicht gleich. Eine Spur ist eine sehr spezielle Art der Speicherung.

Jede Art von Information muß natürlich immer erst interpretiert werden, nicht nur die Spur oder ein Kuchen, und das ist immer nur möglich, wenn der Zusammenhang, also die Zeichen, bekannt sind.


Theodor Ickler zu »Kognitivismus«
Dieser Kommentar wurde am 15.04.2025 um 19.39 Uhr verfaßt.

Wie kann man eine „Theory of mind“ bei Frühmenschen und Affen ansetzen, wenn die psychologische Sprache so jung ist, daß wir die Herkunft aller „transgressiven“ psychologischen Vokabeln in historischer Zeit beobachten können? (Vgl. Skinner: „The origins of cognitive thought“. American Psychologist 44/1989:13-18 zur konkreten körperlichen Herkunft der psychologischen Begriffe.) „Theory of mind“ ist selbst eine Metapher, denn wer nicht sprechen kann, kann auch keine Theorie formulieren. Theorien sind Systeme von Aussagesätzen. Tiere und kleine Kinder haben keine Theorien.


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